Technik: Gefahrenabwehr

Feuerwehr

Spritzenhaus Königstraße um 1905 (heute Volkshochschule)
Spritzenhaus Königstraße um 1905 (heute Volkshochschule)

Die Gefahr von Bränden war wegen der Baustoffe und der oft dicht an dicht stehenden Gebäude in den Alten Orten enorm groß. Konnte ein Feuer nicht ausreichend bekämpft werden, drohte eine verheerende Brandkatastrophe für die Nachbarschaft.

Dementsprechend wurde 1841 eine Feuer-Polizei-Ordnung für die Provinz Westfalen
erlassen, die alle Bürger zur Hilfeleistung verpflichtete. 1865 gab es allein in der Stadt Gütersloh elf Spritzen für die Löschmannschaften in den Stadtbezirken, 1866 kam eine vierrädrige Spritze hinzu. Doch die Leistungskraft der Löschmannschaften reichte nicht aus. Am 2. Dezember 1878 brannte in der Kökerstraße die ehemalige Schule, die inzwischen als Lager diente.

Als Reaktion auf den viel zu schlechten Ausbildungsstand der löschpflichtigen Bürger wird die Freiwillige Feuerwehr Gütersloh am 19. September 1879 gegründet. Mit militärischen Drill und turnerischem Eifer wurde die knapp 80 Mann starke Gruppe freiwilliger Helfer geschult, hinzu kamen neuere Fahrzeuge wie ein Leiterwagen und eine Saug- und Druckpumpe, die rasch die Jauchefässer mit Löschwasser füllte.

Der erste erfolgreich bekämpfte Großbrand war 1881 der in der Wirtschaft und Bäckerei von Fritz Fricke an der unteren Berliner Straße, der ohne größeren Schaden für die Nachbarhäuser auf den eigentlichen Brandherd begrenzt werden konnte.

Die erste größere Erleichterung für die Brandbekämpfung waren die städtischen Wasserleitungen 1887, an die nun die Feuerwehrschläuche mit Hilfe von Hydranten angeschlossen werden konnten. Wenigstens in der Stadt entfiel nun die Pumpe für den Löschbetrieb und das Bedürfnis zu umfangreichen Wassertransporten.

Zeugstätte ab 1906 an der Strenger Straße
Zeugstätte ab 1906 an der Strenger Straße

Das Spritzenhaus der Freiwilligen Feuerwehr war an der Königstraße hinter dem Rathaus errichtet worden; 1906 wurde das neue "Zeughaus" an die Strenger Straße verlegt, weil das neue Amtsgericht direkt neben dem Rathaus errichtet werden sollte. Die erste Feuersirene übrigens wurde 1922 auf dem Nebengebäude des Rathauses errichtet. Alarmiert wurden die Wehrleute bis dahin mit der Handglocke.

Leiter der Freiwilligen Feuerwehr waren örtliche Honoratioren wie der Kaufmann Heinrich Plange von 1879 bis 1893, der Hotelier Wilhelm Westerfrölke als sein Nachfolger, die Bauunternehmer Adolf Schlüpmann und Heinrich Hölscher sowie der städtische Techniker Konrad Schimmelfeder. Oberster Dienstherr der Feuerwehr war offiziell der Bürgermeister, doch wenn er wie Bürgermeister Mangelsdorf 1901 mit Temperament, aber ohne feuerwehrtechnische Sachkenntnis in die Löscharbeiten eingriff, war ihm Zurückweisung und Spott der ausgebildeten Freiwilligen sicher.

Polizei

Polizeibeamter Miedtke (weiße Uniform) vor dem Gasthof Rehm, Berliner Straße.
Polizeibeamter Miedtke (weiße Uniform) vor dem Gasthof Rehm, Berliner Straße.

Die Entwicklung der Polizei in Gütersloh verläuft zunächst ruhig und unspektakulär. Im Ort wirkt 1818 als Polizeidiener Otto Wüllner, im Kirchspiel erfüllt Peter Henrich Roggenhanns diese Aufgabe als Hilfsbeamter der Ortsverwaltung.
Als erster Gendarm in Gütersloh wird am 1.6.1837 der Gendarm Müller in Gütersloh eingesetzt. Seine Aufgabe ist allerdings die eines eher militärisch ausgerichteten Staatspolizisten.
Die Funktion des Polizeidieners haben zunächst von 1821-1833 der invalide Feldwebel Tobias Spangenberg, danach sein Sohn Anton (bis ca. 1868) inne. 1858 wird ein zweiter Polizei-Exekutivbeamter eingesetzt. Der Polizeidiener Spangenberg zieht 1864 in das neue Rathaus Güterslohs ein – ebenso wie Bürgermeister von Schell, da auch er städtischer Beamter ist.
Mit den Einwohnerzahlen und der Größe der Stadt wächst auch die Polizeistation. So sind 1904 bereits sieben Beamte im Stadtgebiet tätig. Noch aber fehlt eine ständig besetzte Polizeiwache.
Als 1910 das Rathaus umgebaut wird, entsteht dort im Erdgeschoß die benötigte Wache, von der aus nun zwölf Beamte für Ruhe und Einhaltung der Ordnung (z.B. der Bau- und Gewerbevorschriften sowie des Jugendschutzes) sorgen. Chef der Polizei ist seit November 1910 der Polizeikommissar Friedrich Böhme, der damit einen Teil der bisherigen Aufgaben der Bürgermeister übernimmt und auch als Amtsanwalt (Vertreter der Staatsanwaltschaft beim Gütersloher Amtsgericht) arbeitet.

Deutsches Rotes Kreuz

Vorläufer des Deutschen Roten Kreuzes war in Gütersloh der Vaterländische Frauenverein, der am 11. Oktober 1878 gegründet worden war. Vorsitzende war Marie Mangelsdorf, deren Ehemann Emil (1874-1908 Gütersloher Bürgermeister) dem Verein als Schriftführer angehörte. Dieser Frauenverein widmete sich der Betreuung von Familien der Kriegsteilnehmer und der Krankenpflege sowie der Vermittlung von Badekuren.

1898 entstand die "Freiwillige Sanitätskolonne vom Roten Kreuz Gütersloh". Ihre zunächst 16 bald jedoch schon 39 Mitglieder bereiteten sich auf die Versorgung Verletzter vor. Anlass war zunächst die Vorbereitung auf einen möglichen Krieg und die Versorgung der verwundeten Soldaten. Bei der wachsenden Zahl von Unfällen in der Industrie und im Verkehr bei gleichzeitig verbesserten Möglichkeiten der medizinischen Hilfe wurde die Sanitätskolonne jedoch zunehmend auch für zivile Unglücksfälle eingesetzt und transportierte Schwerverletzte zu den Krankenhäusern.
Im Ersten Weltkrieg zwischen 1914 und 1918 waren viele der Sanitäter entweder als Soldaten auf den Sanitätsdienst vorbereitet oder übernahmen den Transport Verwundeter in die beiden Gütersloher Lazarette (Krankenhäuser).

DRK-Sanitätskolonne
DRK-Sanitätskolonne