Technik: Kommunikation
Postamt
Am 3. März 1815 wurde der "königliche Postexpeditor" Johann Heinrich Heinrich Haaren erster preußischer Postbeamter in Gütersloh. Mit der Eröffnung der Poststation in Haarens Haus an der
Münsterstraße war Gütersloh erstmals Teil des Postnetzes geworden.
Bisher hatten die Postwege von Bielefeld durch Spexard auf Rietberg zugeführt. Für die Gründung der preußischen Provinz Westfalen war die Verbindung nach Rheda über Gütersloh entlang der bereits
teilweise fertiggestellten Chaussee allerdings wichtiger als die bisherige Route.
Haaren brachte selbst die Post von Bielefeld nach Rheda, bevor sein Haus nach Fertigstellung der Chaussee bis 1833 auch Umspannstation für die Pferde der Postkutschen wurde. Ab 1.1.1822 hatte Haaren
vier fahrende Postkutschen, sechs reitende Postboten und drei Boten pro Woche zu versorgen und ihnen die hier am Ort anfallende Post aufzugeben oder die eingehende Post zu verteilen. Diese Aufgaben
nahmen allerdings später zu.
Die Poststation wurde 1833-1839 vom Steuereinnehmer Mollerus betrieben und schließlich am 12. April 1839 als Nebenamt der Tätigkeit des Bürgermeisters Christian Haege hinzugefügt. Haege gab sein
Bürgermeisteramt für die Stadt Gütersloh zwar 1846 ab, blieb jedoch weiterhin Amtmann der Landgemeinde Gütersloh und bis zu seinem Tod 1859 auch Postbeamter.
Seine Poststation befand sich bis 1847 im Haus "Am alten Kirchplatz 3" in direkter Nähe der Chaussee. Als das bisherige Rat- und Amts-Haus (das spätere Haus Daltrop) von der Stadt und dem Amt 1848
verkauft wurde, wurde es in verschiedenen Gebäuden in der Kökerstraße untergebracht. Damit trug die Postverwaltung der Tatsache Rechnung, dass nun die Eisenbahn anstelle der Postkutschen das
schnellere und für den wachsenden Postverkehr geeignetere Transportmittel wurde.
Eine neue Epoche begann 1886, als erstmals ein eigenes Postgebäude für Gütersloh errichtet wurde. Dieses Kaiserliche Postamt an der Ecke Bahnhofstraße (Eickhoffstraße) zur Kökerstraße wurde bis
1921genutzt und danach zum Kaufhaus Köhne umgebaut.
Im Kaiserlichen Postamt wurde 1895 auch die Telefon-Vermittlung für Gütersloh aufgenommen.
Telegraphie
Eine Telegraphenstation in Gütersloh war 1855 wegen der noch fehlenden kommerziellen Bedeutung Güterslohs vom Handelsminister abgelehnt worden. Am 1. Juni 1865 wurde jedoch der staatliche
Telegraphenverkehr nach Gütersloh aufgenommen.
Die Anzahl der aufgegebenen Telegramme stieg von 2690 im Jahr 1876 über 5671 (1890) auf 10553 im Jahr 1895. Während dieser Zeit vergrößerte sich die Zahl der ankommenden Telegramme von 2722 (1876)
über 5361 (1890) auf 10749.
Telegramme waren bis etwa 1900 die schnellste Kommunikationsform der Wirtschaft und der Verwaltungen, doch die personalaufwendige Telegraphie mit den Gängen zum Telegraphenamt (in der Kaiserlichen
Post an der Bahnhofstraße) und des Telegrammboten bei der Zustellung der Nachrichten verlor seit der Einführung des Telefons rasch an Bedeutung. 1894 wurden aus Gütersloh 66.939 Ferngespräche geführt
und 1906 war deren Anzahl bereits auf 379.949 Gespräche angewachsen. Telegramme gingen zwar 1906 mit 13.198 Sendungen nochmals mehr als 1895 ab (bei 11.922 eingehenden Sendungen), doch insgesamt
stagnierte der Telegrafenverkehr der Post.
Telefon
1894 begannen in Gütersloh die Vorbereitungen für das Zeitalter des Fernsprechverkehrs: Im Kaiserlichen Postamt an der Ecke Bahnhofstraße (Eickhoffstr)/Kökerstraße wurde die erste
Telefonvermittlungsstelle eingerichtet. Im Juni 1895 nimmt sie ihren Betrieb auf. Innerhalb weniger Jahre stieg die Anzahl der Fernsprechanschlüsse im Bereich der zunächst für 50 Anschlüsse
eingerichteten Vermittlungsstelle Gütersloh von zunächst (1895) 28 Anschlüssen auf 75 bei 7100 Einwohnern im Jahr 1900 auf 275 Anschlüsse im Jahr 1909.
Die Gespräche der Verwaltungen und Geschäftsleute mußten seinerzeit noch durch die Telefonistinnen der Vermittlungsstellen (daher das sprichwörtliche "Fräulein vom Amt") ermöglicht werden, indem die
Leitungen zusammengesteckt wurden. Für diese Telefonistinnen gab es in Gütersloh rasch sehr viel Arbeit, denn der "Fernsprechverkehr" überflügelte innerhalb weniger Jahre den Telegraphenverkehr in
seinem Nachrichtenaufkommen.
Für private Haushalte blieb der Telefonanschluß noch bis etwa 1960 die Ausnahme.
Wetterstation
Seit 1836 untersuchte Dr. Wilhelm Stohlmann das Klima in Gütersloh und zeichnete die Meßergebnisse auf. Als 1847 das Metereologische Institut in Berlin seine Arbeit aufnahm, gehörte auch
Stohlmanns Wetterstation zu den Beobachtungsstationen.
Stohlmann nutzte einen Niederschlagsmesser über dem Hauseingang an der Kökerstraße sowie als technische Hilfsmittel Thermometer, Windfahne und Barometer für die Luftdruckmessung. Auch ein Staubmeter
mit Klebestreifen zur Aufnahme der umherfliegenden Partikel war vorhanden. Für Klimavergleiche verzeichnete Stohlmann Blüte- und Erntezeiten und die Wolkenbildung jeden Tages.
1861 veröffentlichte Dr. Stohlmann Ergebnisse aus 25 Jahren Klimaforschung in einer Festschrift des Landwirtschaftlichen Vereins. Diese Festschrift ist im Stadtarchiv Gütersloh im Original zu lesen.
Einzelne Ergebnisse der Beobachtungen Dr. Stohlmanns im Jahr 1868 sind auf einem Laufband im Stadtmuseum Gütersloh abzulesen - zum Beispiel Temperatur und Regenmenge.
Nach dem Tode des Arztes und Gütersloher Ehrenbürgers 1886 setzte dessen Tochter die Wetterbeobachtung und ihre Aufzeichnung fort, während Sohn August die ärztliche Praxis übernahm.