Kirche: Jüdische Gemeinde

Synagoge

Nachzeichnung der Synagoge von Salomon Korn, Frankfurt a. M., 1975
Nachzeichnung der Synagoge von Salomon Korn, Frankfurt a. M., 1975

Obwohl seit 1565 in Gütersloh Juden lebten, ließ sich mit dem konvertierten Moritz Walliger erst 1671 ein ehemaliger Jude namentlich nachweisen. 1739 gab es „ trotz des oft an Geldabgaben gebundenen Schutzbriefes des Rhedaer Grafen „ „genügend unvermögende Juden“.

Eine eigene Synagoge konnten sich diese in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nicht leisten. 1779 waren die damals 20 jüdischen Familien allerdings schon zu hohen Steuern verpflichtet. Diese Verpflichtung resultierte aus der verbesserten Einkommenssituation und der schwierigen Rechtsposition der Juden in Deutschland.

Mit der Besserung der Vermögenslage war die Voraussetzung für den Bau einer Synagoge gegeben. Etwa 1765 wurde das Fachwerkgebäude an der Daltropstraße errichtet, in dem es auch eine Dienstwohnung für den Lehrer oder für den Vorsänger der Gemeinde gab.
Die kleine Synagoge prägte bis zu ihrer Zerstörung durch nationalsozialistische Brandstifter während des Pogroms in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 das Straßenbild der damaligen Goebenstraße.

Schulgebäude

Der Unterricht in einer eigenen Schule gehörte zu den Voraussetzungen für den Aufbau eines eigenen Gemeindelebens der Juden in Gütersloh, da für die Teilnahme am Gottesdienst die Kenntnis der hebräischen Sprache in Wort und Schrift notwendige Voraussetzung ist.

Die Unterrichtsausrichtung auf die hebräische Sprache bewirkte bis etwa 1800 mangelhafte deutsche Sprach- und Schriftkenntnisse der Juden, doch die innerjüdische Schulreform und die preußische Schulpolitik bewirkten wesentliche Verbesserungen in der Ausbildungsqualität.

Um 1750 wurde ein Schulmeister als Hausbewohner bei einer jüdischen Familie verzeichnet, für 1761 ist der Schulmeister Moyse Abraham bekannt. Als 1799 Levi Bamberger seine Tätigkeit als Lehrer aufnahm, begann die Entwicklung zur anerkannten Elementarschule.

Spätestens seit 1765 bestand in Gütersloh mit der Schule und der Synagoge ein vollständiges Zentrum des jüdischen Gemeindelebens. Die beiden Gebäude standen an der heutigen Daltropstraße. Der Unterricht wurde in einem einzigen Klassenraum erteilt.

1852 wurde anstelle eines ehemaligen Stalles ein kleiner Neubau errichtet. Er reichte den Schulaufsichtsbehörden in seiner Größe in den 1880er Jahren zwar nicht mehr aus, doch konnte die Gemeinde seinen größeren Neubau nicht mehr finanzieren. Die Stadt Gütersloh gab deshalb 1889 eine Beihilfe zu den Kosten für einen Anbau für Bibliothek und Lehrmittel.
Lehrer

Die Lehrer an der jüdischen Schule zu Gütersloh waren im 19. Jahrhundert hoch geachtete Persönlichkeiten. 1799 kam Levi Bamberger nach Gütersloh und baute die vorher nur auf die hebräische Sprache ausgerichtete Schule zu einer modernen Elementarschule im Sinne der preußischen Schulgesetzgebung aus. Besucht wurde sie 1812 von 28 Kindern und 1818 von 22 Kindern. Zusätzlich besuchten ständig 20 bis 40 Söhne christlicher Familien seinen Unterricht in der französischen Sprache, in kaufmännischem Rechnen, Geographie und Geschichte als Vorbereitung auf den Kaufmannsberuf.

Blick in die damalige Göbenstraße (heute Daltropstraße), im Mittelgrund rechts die Synagoge mit dem angebauten Schulzimmer.
Blick in die damalige Göbenstraße (heute Daltropstraße), im Mittelgrund rechts die Synagoge mit dem angebauten Schulzimmer.

Levi Bambergers 70. Geburtstag 1839 wurde im Rahmen einer großen Feier mit sämtlichen Gütersloher Honoratioren begangen. 1843 wurde er Ehrenmitglied der Gesellschaft Eintracht. Bamberger unterrichtete bis kurz vor seinen Tod 1851.

Die Schulgelder der christlichen „Berufsschüler“ waren für Levi Bamberger eine willkommene zusätzliche Einnahme, weil sich die Schülerzahl mit dem Wegzug jüdischer Familien aus Gütersloh reduzierte. Ein Jahr nach Bambergers Tod erreichte sie 1852 mit acht einen Tiefststand, der in den folgenden Jahrzehnten mit meist mehr als 12 Kindern in den folgenden Jahrzehnten immer wieder überschritten wurde.

Nach einer kurzen Übergangsphase übernahm Philip Ruben 1852 das Amt des Lehrers, das er bis 1883 für sämtliche Fächer versah. Wegen einer Augenerkrankung konnte er danach nur noch den Religionsunterricht erteilen, die Grundlagenfächer der Elementarschule erlernten die Kinder seitdem in der städtischen evangelischen Schule.

Die Lehrer nach Bamberger blieben wegen der geringen Schülerzahlen und des raschen Wechsels der Kinder zu den weiterführenden Schulen oft nur wenige Jahre. Nachdem der 1914 nach Gütersloh gekommene Lehrer Albert Wehsel 1915 zum Militärdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen wurde, schloss man die Schule endgültig. Den Unterricht in hebräischer Sprache und jüdischer Religion erteilte zunächst der Neuenkirchener Lehrer Max Vorsanger, später auch die Lehrer aus anderen Nachbargemeinden.

 

Lehrer

Die Lehrer an der jüdischen Schule zu Gütersloh waren im 19. Jahrhundert hoch geachtete Persönlichkeiten. 1799 kam Levi Bamberger nach Gütersloh und baute die vorher nur auf die hebräische Sprache ausgerichtete Schule zu einer modernen Elementarschule im Sinne der preußischen Schulgesetzgebung aus. Besucht wurde sie 1812 von 28 Kindern und 1818 von 22 Kindern. Zusätzlich besuchten ständig 20 bis 40 Söhne christlicher Familien seinen Unterricht in der französischen Sprache, in kaufmännischem Rechnen, Geographie und Geschichte als Vorbereitung auf den Kaufmannsberuf.

Levi Bambergers 70. Geburtstag 1839 wurde im Rahmen einer großen Feier mit sämtlichen Gütersloher Honoratioren begangen. 1843 wurde er Ehrenmitglied der Gesellschaft Eintracht. Bamberger unterrichtete bis kurz vor seinen Tod 1851.

Die Schulgelder der christlichen „Berufsschüler“ waren für Levi Bamberger eine willkommene zusätzliche Einnahme, weil sich die Schülerzahl mit dem Wegzug jüdischer Familien aus Gütersloh reduzierte. Ein Jahr nach Bambergers Tod erreichte sie 1852 mit acht einen Tiefststand, der in den folgenden Jahrzehnten mit meist mehr als 12 Kindern in den folgenden Jahrzehnten immer wieder überschritten wurde.

Bericht in der Allgemeinen Zeitung des Judenthums anlässlich des siebzigsten Geburtstags von Levi Bamberger am 9. Mai 1839
Bericht in der Allgemeinen Zeitung des Judenthums anlässlich des siebzigsten Geburtstags von Levi Bamberger am 9. Mai 1839

Nach einer kurzen Übergangsphase übernahm Philip Ruben 1852 das Amt des Lehrers, das er bis 1883 für sämtliche Fächer versah. Wegen einer Augenerkrankung konnte er danach nur noch den Religionsunterricht erteilen, die Grundlagenfächer der Elementarschule erlernten die Kinder seitdem in der städtischen evangelischen Schule.

Die Lehrer nach Bamberger blieben wegen der geringen Schülerzahlen und des raschen Wechsels der Kinder zu den weiterführenden Schulen oft nur wenige Jahre. Nachdem der 1914 nach Gütersloh gekommene Lehrer Albert Wehsel 1915 zum Militärdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen wurde, schloss man die Schule endgültig. Den Unterricht in hebräischer Sprache und jüdischer Religion erteilte zunächst der Neuenkirchener Lehrer Max Vorsanger, später auch die Lehrer aus anderen Nachbargemeinden.

Bevölkerungsanteile

Die Anzahl der jüdischen Einwohner in Gütersloh ist seit 1808 zahlenmäßig feststellbar. Seinerzeit lebten 145 Juden in Gütersloh. Zehn Jahre später hatte sich die Zahl auf 111 von 2.357 Einwohnern reduziert, der Bevölkerungsanteil lag damit bei 4,7 Prozent. 1825 waren 82 der 2.404 Einwohner jüdischer Religion. Das waren noch 3,4 Prozent der Bevölkerung.

In den folgenden Jahrzehnten bewegte sich die Zahl der jüdischen Einwohner in der Regel um die 90 Personen. Wegen der wachsenden Gesamtbevölkerung verminderte sich der Bevölkerungsanteil zunächst auf 2,6 Prozent (1858) über 1,5 Prozent im Jahr 1890. Nach der Eingemeindung von 1910 und dem Ersten Weltkrieg waren von den 22.174 Gütersloherinnen und Güterslohern im Jahr 1925 nur 68 Personen Juden. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung betrug damit 0,3 Prozent.

Als Gründe für das Schrumpfen der jüdischen Gemeinde sind vor allem die veränderten rechtlichen Bedingungen für die Juden anzusehen. Seit 1847 durften sie in Preußen ihren Wohnsitz frei wählen. Dabei entschieden sich viele für Ausbildung und Berufstätigkeit in größeren Städten. In Gütersloh blieben vor allem die mit der Stadt eng verbundenen Handwerker und Kaufleute mit ihren Familien.

Jüdische Friedhöfe

Alter Jüdischer Friedhof an der Herzebrocker Straße
Alter Jüdischer Friedhof an der Herzebrocker Straße

Ein Begräbnisplatz für die jüdischen Einwohner des Dorfes wurde bereits 1712 gesucht. Bis zur Anlage des ersten jüdischen Friedhofes wurden die Gütersloher Juden in Rheda beerdigt.

Die Rhedaer Gräfin Christiane Marie bestimmte 1722 einen Platz nahe der Neuen Mühle in Pavenstädt als Begräbnisplatz. Der Eigentümer dieses unfruchtbaren Fichtengrundstücks widersetzte sich zwar zunächst der Anweisung, doch der sogenannte „Judenbrink“ an der heutigen Herzebrocker Straße blieb bis 1866 Begräbnisplatz der Gütersloher Juden. Erhalten sind dort noch zehn Gräber von Güterslohern, die zwischen 1855 und 1869 verstarben.

 

Von 1866 bis zum Ende der jüdischen Gemeinde durch die nationalsozialistische Ausgrenzung und Vernichtung im Jahr 1943 wurde der 1866 eingerichtete Friedhof an der Böhmerstraße genutzt. Insgesamt sind dort 66 Grabstätten erhalten. Etliche dieser Grabstätten erinnern mit zusätzlichen Tafeln an die Vernichtung vieler Juden aus Gütersloh.

Jüdischer Friedhof an der Böhmerstraße
Jüdischer Friedhof an der Böhmerstraße

1946 wurden nochmals Gräber für zwei verstorbene Kinder von Zwangsarbeiterinnen angelegt, die in Kaunitz befreit wurden und in der Nachkriegszeit im Raum Verl lebten.