Verkehr: Nachrichtenverkehr

Sprachthaler

Der Sprachtaler oder Bauerntaler war Bestandteil eines besonderen Informationssystems. Nach einer festgelegten Reihenfolge wurden Bekanntmachungen, Nachrichten und Verordnungen innerhalb einer Bauerschaft mündlich weitergegeben und dabei der Sprachtaler als amtliche Beglaubigung weitergereicht.

 

Wenn das kreisrunde Messingstück (8 cm Durchmesser) zum Ausgangspunkt zurückgekehrt war, konnte man davon ausgehen, daß alle Familien die Nachricht erhalten hatten. Vorläufer des Sprachtalers war der sogenannte Burdaler, mit dem bis zum 19. Jahrhundert zum Burgericht einer Bauerschaft geladen wurde. Ein Burrichter entschied dort über Besitzstreitigkeiten und kleinere Strafen.

Abgelöst wurde der Sprachtaler ungefähr in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Tages- und Wochenzeitungen. Aus den Bauerschaften auf Gütersloher Stadtgebiet sind Exemplare aus Avenwedde und Spexard erhalten, auf denen folgende Inschriften zu lesen sind: "Wer mich läst stehen dem wird übel ergehen" und "Behalt mich nicht das rath ich dich".

Post

Letzte Postkutsche Gütersloh nach Brockhagen
Letzte Postkutsche Gütersloh nach Brockhagen

Am 3. März 1815 wurde der "königliche Postexpeditor" Johann Heinrich Heinrich Haaren erster preußischer Postbeamter in Gütersloh. Mit der Eröffnung der Poststation in Haarens Haus an der Münsterstraße war Gütersloh erstmals Teil des Postnetzes geworden.

 

Bisher hatten die Postwege von Bielefeld durch Spexard auf Rietberg zugeführt. Für die Gründung der preußischen Provinz Westfalen war die Verbindung nach Rheda über Gütersloh entlang der bereits teilweise fertiggestellten Chaussee allerdings wichtiger als die bisherige Route.

Haaren brachte selbst die Post von Bielefeld nach Rheda, bevor sein Haus nach Fertigstellung der Chaussee bis 1833 auch Umspannstation für die Pferde der Postkutschen wurde. Ab 1.1.1822 hatte Haaren vier fahrende Postkutschen, sechs reitende Postboten und drei Boten pro Woche zu versorgen und ihnen die hier am Ort anfallende Post aufzugeben oder die eingehende Post zu verteilen. Diese Aufgaben nahmen allerdings später zu.

Die Poststation wurde 1833-1839 vom Steuereinnehmer Mollerus betrieben und schließlich am 12. April 1839 als Nebenamt der Tätigkeit des Bürgermeisters Christian Haege hinzugefügt. Haege gab sein Bürgermeisteramt für die Stadt Gütersloh zwar 1846 ab, blieb jedoch weiterhin Amtmann der Landgemeinde Gütersloh und bis zu seinem Tod 1859 auch Postbeamter.

Seine Poststation befand sich bis 1847 im Haus "Am alten Kirchplatz 3" in direkter Nähe der Chaussee. Als das bisherige Rat- und Amts-Haus (das spätere Haus Daltrop) von der Stadt und dem Amt 1848 verkauft wurde, wurde es in verschiedenen Gebäuden in der Kökerstraße untergebracht. Damit trug die Postverwaltung der Tatsache Rechnung, dass nun die Eisenbahn anstelle der Postkutschen das schnellere und für den wachsenden Postverkehr geeignetere Transportmittel wurde.

 

Eine neue Epoche begann 1886, als erstmals ein eigenes Postgebäude für Gütersloh errichtet wurde. Dieses Kaiserliche Postamt an der Ecke Bahnhofstraße (Eickhoffstraße) zur Kökerstraße wurde bis 1921 genutzt und danach zum Kaufhaus Köhne umgebaut.

Öffentlicher Anzeiger

Carl Bertelsmanns "Öffentlicher Anzeiger" 1833
Carl Bertelsmanns "Öffentlicher Anzeiger" 1833

Carl Bertelsmann begründete am 6. Juli 1833 das Wochenblatt "Oeffentlicher Anzeiger für den Kreis Wiedenbrück". Der "Anzeiger" erschien im Jahr 1833 insgesamt 25 mal und enthielt Verordnungen der Behörden, Mitteilungen für Handel und Gewerbe, Nachrichten zu örtlichen Geschehnissen und Unterhaltung und Belehrung. Die Zeitung wurde von den Bewohnern in Gütersloh und den Nachbarorten nicht so aufgenommen wie erhofft und deshalb eingestellt.

 

Unter Mitwirkung des Gütersloher Bürgermeisters Emil Mangelsdorf entstand 1884 beim Verlag Hermann Vormbäumen die "Gütersloher Zeitung" als erste in Gütersloh gedruckte Lokalzeitung. Der Verlag wechselte 1890 aus politischen Gründen zum Druck- und Verlagshaus Ludwig Flöttmann in der Kökerstraße. Schon kurz danach wurde die "Neue Gütersloher Zeitung" gegründet, die bei Schmälig & Ohlbrock gedruckt wurde und später zeitweise auch "Gütersloher Tageblatt" hieß.

 

1883 erschien kurzzeitig im Verlag C. Bertelsmann die "Gütersloher Wochenzeitung".

Telegraphie

Telegraphisten im Postamt Gütersloh um 1905
Telegraphisten im Postamt Gütersloh um 1905

Eine Telegraphenstation in Gütersloh war 1855 wegen der noch fehlenden kommerziellen Bedeutung Güterslohs vom Handelsminister abgelehnt worden. Am 1. Juni 1865 wurde jedoch der staatliche Telegraphenverkehr nach Gütersloh aufgenommen.

 

Die Anzahl der aufgegebenen Telegramme stieg von 2690 im Jahr 1876 über 5671 (1890) auf 10553 im Jahr 1895. Während dieser Zeit vergrößerte sich die Zahl der ankommenden Telegramme von 2722 (1876) über 5361 (1890) auf 10749.

 

Telegramme waren bis etwa 1900 die schnellste Kommunikationsform der Wirtschaft und der Verwaltungen, doch die personalaufwendige Telegraphie mit den Gängen zum Telegraphenamt (in der Kaiserlichen Post an der Bahnhofstraße) und des Telegrammboten bei der Zustellung der Nachrichten verlor seit der Einführung des Telefons rasch an Bedeutung. 1894 wurden aus Gütersloh 66.939 Ferngespräche geführt und 1906 war deren Anzahl bereits auf 379.949 Gespräche angewachsen. Telegramme gingen zwar 1906 mit 13.198 Sendungen nochmals mehr als 1895 ab (bei 11.922 eingehenden Sendungen), doch insgesamt stagnierte der Telegrafenverkehr der Post.

Telefon

Das Telefon, seinerzeit noch "der Fernsprecher", wurde für Gütersloh seit dem 22. Juni 1895 mit der Eröffnung der "Stadt-Fernsprecheinrichtung" zum neuen, marktführenden Kommunikationsmedium der schnellen und direkten Kommunikation. Zunächst war 15 Fernsprecher angeschlossen, bis 1896 wurden daraus neben dem Rathaus immerhin schon 27 weitere Anschlüsse für öffentliche Institutionen, Ärzte und vor allem die heimische Industrie.

 

Für etwa drei Monate blieben die 15 Gütersloher Teilnehmer im Ortsnetz der Gütersloher Vermittlungsstelle noch unter sich, doch Ende September 1895 konnte der Fernsprechverkehr durch eine Verbindungsleitung in viele Orte Westfalens, des niederrrheinisch-westfälischen Industriebezirks sowie nach Bremen und Hamburg aufgenommen werden.

Vermittlungsstelle im Postamt Gütersloh um 1905
Vermittlungsstelle im Postamt Gütersloh um 1905

In den sieben Monaten des Jahres 1895 haben die zunächst 15 Fernsprech-Teilnehmer die Fernsprech-Vermittlungsanstalt im Postamt Gütersloh insgesamt 20.048 mal um die Vermittlung von Orts- und Ferngesprächen gebeten – d.h. mehr als 1000 Gespräche wurden pro Anschluß in sechs Monaten per Hand vermittelt und geführt. Damit hatte sich das Telefon bereits in den ersten Monaten gegenüber der Telegrafie durchgesetzt.

 

Zehn Jahre später ist die Zahl der "Sprechstellen" im Stadtgebiet auf 198 angestiegen. Von diesen Anschlüssen aus stellte1906 die Vermittlungsstelle genau 372.949 Gespräche her. Das sind immerhin im Durchschnitt fast 1900 Gespräche pro Anschluß und Jahr. Noch lange allerdings waren nicht alle Orte Deutschlands oder des Ausland durch das noch nicht fertiggestellte Fernsprechnetz erreichbar.