Wirtschaft: Handwerk

Schmiede

Schmiede waren üblicherweise vor allem für die landwirtschaftlichen Gerätschaften und den Hufbeschlag zuständig. Seit der Öffnung der Chaussee von Koblenz nach Minden 1817 wuchs der Bedarf, denn nun kamen auch fremde Kunden nach Gütersloh. Erstaunlicherweise stieg die Zahl der Schmiede-Betriebe in Gütersloh nicht an: Sie blieb von 1822 mit sechs bis 1845 mit fünf relativ konstant.

Die Schmieden von Uekmann (gründet im Jahr 1820), Kramer oder Wilmking – die 1906 der Schmied Kolbe übernahm – lagen nahezu alle an der Chaussee und bedienten an der heutigen Berliner Straße auch ihr Gütersloher Publikum.

Mit dem Ende des Frachtverkehrs auf der Chaussee verlagerte die Familie Uekmann ihre Schlosserei zunächst an die Königstraße und 1892 an die Moltkestraße, wo der Landmaschinen- und Ackergerätehandel über Jahrzehnte einen wichtigen Teil des Schlossereigeschäftes ausmachte.

Schmiede G.Verleger
Schmiede G.Verleger

Die Schlosserei Wilmking verlagerte einen Teil ihrer Tätigkeit in den Heizungs- und Sanitärbereich: In der Martin-Luther-Kirche baute sie die Heizung ein und für das neue Wasserwerk verlegte Wilmking 1887 die Wasserleitungen. Berühmt wurde der Name Wilmking ab 1902 durch die Mausefallen unter dem Markennamen Luchs. Ihr Absatz war so gut, dass 1906 die Schlosserei an der Berliner Straße an Heinrich Kolbe verkauft wurde und eine Fabrikationstätte in Kattenstroth errichtet wurde.

Durch die rückwärtigen Grundstücke des Schlossereibetriebes Kolbe an der Berliner Straße entstand in den 90er Jahren der zunächst umgangssprachliche Name "Kolbe-Platz" für den früheren Parkplatz und das heutige Geschäftsquartier mit Tiefgarage am Stadtmuseum.

Die Schlosserei Wilmking verlagerte einen Teil ihrer Tätigkeit in den Heizungs- und Sanitärbereich: In der Martin-Luther-Kirche baute sie die Heizung ein und für das neue Wasserwerk verlegte Wilmking 1887 die Wasserleitungen. Berühmt wurde der Name Wilmking ab 1902 durch die Mausefallen unter dem Markennamen Luchs. Ihr Absatz war so gut, dass 1906 die Schlosserei an der Berliner Straße an Heinrich Kolbe verkauft wurde und eine Fabrikationstätte in Kattenstroth errichtet wurde.

Durch die rückwärtigen Grundstücke des Schlossereibetriebes Kolbe an der Berliner Straße entstand in den 90er Jahren der zunächst umgangssprachliche Name "Kolbe-Platz" für den früheren Parkplatz und das heutige Geschäftsquartier mit Tiefgarage am Stadtmuseum.

Stellmacher

Stellmacher
Stellmacher

Ein typisches Handwerk des Fuhr- und Verkehrswesens in Gütersloh war das des Stellmachers. Sie waren als Hersteller und Wartungsarbeiter an Bau und Pflege der Fahrzeuge für Waren und für Personen beteiligt.

 

Bis 1822 waren keine Stellmacher am Ort ansässig geworden, doch durch die Eröffnung der Chaussee und die nun zahlreich durchreisenden Fahrzeuge wuchs der Bedarf rasch an: 1845 werden in der Stammrolle der Gewerbetreibenden bereits 33 Tischler, Stellmacher und Möbelarbeiter gezählt. Während die Stellmacher vor allem die Räder und Gestelle der Fahrzeuge herstellten, dürften zahlreiche Aufbauten von Kutschen auch von Tischlern bearbeitet worden sein.

Die Arbeit des Stellmacher - Handwerks in Gütersloh endete nicht mit dem Ende des hiesigen Überland-Fuhrgewerbes um 1850 und dem Beginn der Motorisierung nach 1900. Noch 1925 waren neben zwei Kutschwagenherstellern und – händlern noch sechs weitere Wagenbauer und Stellmacher am Ort tätig. Ein Zeichen dafür, dass die Fahrzeuge für den Güterverkehr in der Stadt und vor allem auch im Umland noch in vielen Fällen von Tieren wie Pferden und Ochsen gezogen wurden.

 

Zum Teil wurden die Stellmacher auch bei der Herstellung der Räder für die bekannten "Bollerwagen" eingesetzt, als diese während des Ersten Weltkrieges von 1914 – 1918 bei Miele in großer Zahl anstelle der metallenen Haus- und Landwirtschaftsgeräte hergestellt wurden.

Kupferschmiede

Kupfer ist das älteste Gebrauchsmetall der Welt. Nachdem zuvor wandernde Händler die Kupfer-Pfannen, Kessel und Kannen und auswärtige Handwerker heimische Anlagen errichteten, hatte die Werkstatt Hartebrodt bis 1875 erfolgreich gearbeitet. Im Oktober 1875 übernahm der Kupferschmied Friedrich Thiro die Werkstatt in der Kökerstraße 15.

 

1876/77 verlegte er den Sitz seines Unternehmens an die Bahnhofstraße (heute Eickhoffstr.) in die neue Werkstatt hinter seinem Wohnhaus. Wie Thiro fertigten zeitweise bis zu drei Kupferschmiede zunächst vor allem Haushaltsgeräte. Zunehmend bauten und warteten sie Destillieranlagen für heimische Brennereien und Brauereien, die mehr und mehr mit Maschinenkraft und in großen Mengen industriell produzierten.

Mit der Einführung der neuen Sanitäreinrichtungen wie Wasserclosetts, Bad, Dusche und Zentralheizungen kurz vor dem Ersten Weltkrieg wandelte sich das Berufsfeld des Kupferschmiedes allmählich hin zum Sanitärinstallateur, weil in folge des Krieges ein Teil der Destillier- und Brauereianlagen verkleinert wurde oder ganz eingestellt wurde.

Das Stadtmuseum Gütersloh zeigt im ehemaligen Pferdestall der Kornhandlung Angenete & Wulfhorst die wieder in die Kökerstraße transportierte alte Werkstatt Thiro, die Heinrich Thiro als Enkel des Firmengründers noch bis 1982 betrieb.
Das Stadtmuseum Gütersloh zeigt im ehemaligen Pferdestall der Kornhandlung Angenete & Wulfhorst die wieder in die Kökerstraße transportierte alte Werkstatt Thiro, die Heinrich Thiro als Enkel des Firmengründers noch bis 1982 betrieb.

Bäcker

Bäcker spielten in den Gütersloher Gewerbestatistiken eine bedeutende Rolle. Meist waren sie die größte Handwerkergruppe, obwohl der Absatz der 1843 allein 23 städtischen Bäcker an die rund 3000 Einwohner der Stadt und die rund 2000 Personen im Amt als Markt nicht ausgereicht haben dürfte.

 

Neben einer Allgemeinen Handwerker-Innung mit 25 Mitgliedern entstand beispielsweise 1884 zeitgleich die Bäcker-Innung mit 52 (selbständigen) Mitgliedern, zu denen noch 25 Gesellen und 25 Lehrlinge kamen. Ihre eigene Krankenkasse konnten die Bäcker bereits 1889 gründen, zwei Jahre vor der allgemeinen Handwerker-Krankenkasse.

Die Brüder Fritz (2. v.l.) und Hermann (in der Grube) Jacke in der Bäckerei Kerstin in Soest, 1912
Die Brüder Fritz (2. v.l.) und Hermann (in der Grube) Jacke in der Bäckerei Kerstin in Soest, 1912

Erklärbar ist diese verhältnismäßig große Anzahl von Betrieben nicht. Vermutlich war neben der Herstellung des Brotbedarfs am Ort auch der Absatz in die benachbarten Orte und die Umgebung gewachsen. Und die Fuhrleute waren auch in der Lage, das westfälische Roggenschrotbrot als einheimische Spezialität unter dem Namen "Schwarzbrot" oder Pumpernickel" über weitere Strecken zu transportieren.

Mit den verbesserten Konservierungsmöglichkeiten und dem raschen Eisenbahntransport nach 1847 wurde dieses nahrhafte Brot ab etwa 1900 vor allem für die Bäckereien Wilhelm Mestemacher und Roggenkamp zu einem wichtigen Produkt. Beide exportierten Pumpernickel in Blechdosen sogar ins Ausland.

Fleischer

Fleischer mit Schlachtochsen in Detmold
Fleischer mit Schlachtochsen in Detmold

Traditionell versorgten sich die meisten Menschen auf dem Lande – falls sie überhaupt Fleisch als Nahrungsmittel bekommen konnten – mit Wurst und Fleisch aus Hausschlachtungen und eigener Herstellung. Durch die Besonderheiten des engen Zusammenlebens von zahlreichen Menschen in einem grossen Dorf war diese Tradition in Gütersloh zum Teil bereits abgebrochen, da die Menschen oft nicht mehr „Selbstversorger“ mit eigenem Hof und Stall waren, oder weil sie sich bereits hochwertig verarbeitetete Waren kaufen konnten.

In Gütersloh waren 1827 bereits 7 Metzger in der Berufsstatistik verzeichnet. Etliche weitere Personen wie zum Beispiel Jacob Friedrich Puwelle, der Vater von Friederike Louise Barth, handelten mit Häuten, Fellen und Fleischwaren. Zur gleichen Zeit waren rund 20 Personen als Schweinetreiber (Hirten) tätig, um auf den privaten und öffentlichen Flächen die Schweine zu hüten und zu den Schlachtereien etwa in der Münsterstraße, Kirchstraße oder Berliner Straße zu treiben.

Durch die Anbindung an die Chaussee konnten die heimischen Wurst- und Fleischwaren schneller zu den Kunden transportiert werden. Zugleich stieg der Bedarf an Nahrungsmitteln vor allem im entstehenden Ruhrgebiet, das wenige Jahrzehnte später durch die Eisenbahn für Gütersloher Produkte noch besser errreichbar wurde.

Aus einigen der Gütersloher Handwerksbetriebe wurden schon in den 1830 und 1840er Jahren arbeitsteilig organisierte Fleichereibetriebe. Lange blieben sie allerdings ohne den industrielle antriebsmaschinen und nutzten den im Stadtgebiet vorhandenen Raum in den vorhandenen Gebäuden aus.

 

Aufgrund der immer größer werdenden Anzahl von Betrieben und vor allem auch der Zahl der geschlachteten Tiere war Bürgermeister Mangelsdorf seit 1876 Befürworter eines städtischen Schlachthofes. Untersützt von der Sanitätskommission versucht er in den 1880er Jahren die Stadtverordneten von diesem Hygiene sichernden gemeinsamen Projekt zu überzeugen. Doch das Vorhaben fand keine Mehrheit, da auch die allermeisten der nunmehr über 25 Fleischer und Schlachterbetriebe kein Interesse an dieser Anlage hatten. Sie schlachteten die Tiere weiterhin in den eigenen Betrieben. Etwa die Hälfte der Betriebe wurde hinsichtlich der Sauberkeit und der Einhaltung der Hygienievorschriften beanstandet.