Kultur: Schulen

Schulen

Nach der Gründung des Evangelisch Stiftischen Gymnasiums (ESG) im Jahr 1851 entwickelten sich in den 1860er und 1870er Jahren verschiedene Schulvereine. Sie waren etwas Besonderes im kulturellen Leben der Stadt und gaben den Schülern die Möglichkeit, ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten und dem streng reglementierten Schulalltag zu entfliehen.

Als erster Verein entstand 1861 das Trommelkorps. Hier wurde bis zur Auflösung des Vereins 1939 Marschmusik gespielt. Damit eng verbunden war der Posaunenchor, der 1870 in der Begeisterung über den Sieg Deutschlands über Frankreich gegründet wurde. Neben dem Schulorchester und der Kantorei machte er das ESG durch hervorragende Leistungen über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Das einmal im Jahr veranstaltete Schülerkonzert war ein Höhepunkt im kulturellen Leben von Schule und Stadt.

1877 wurde der Spielverein ins Leben gerufen, der die Sportarten Fußball, Schlagball, Handball, Schleuderball, Leichtathletik und das Kricketspiel anbot. 1879 kam der Turnverein hinzu.

Mitglieder des Posaunenchores vor 1900
Mitglieder des Posaunenchores vor 1900


Höhepunkt des Jahres war die Turnfahrt. Alle Vereine probten den einmal jährlich stattfindenden Marsch von der Schule zum Bahnhof, von wo es entweder zum Wasserschloß nach Tatenhausen, Porta Westfalica oder zum Hermannsdenkmal ging. Der Rückmarsch erfolgte unter dem Schein von Fackeln und bengalischem Feuer.

Neben dem 1875 gegründeten Stenografenverein bestand für kurze Zeit ein Leseverein, der den Nichtsportlern Abwechslung bot.

 

Von besonderer Bedeutung war die 1870 gegründete "Gesellige Prima". Unter dem Motto "Einigkeit macht stark" wurden wöchentliche Treffen von Primanern (Klasse 13) im Saal der Gastwirtschaft Ludwig Bergmann in Kattenstroth veranstaltet. Unter der Leitung eines "primus omnium", dem Oberhaupt der Prima, bildeten sie einen von den jüngeren Schülern abgegrenzten Zirkel mit eigenen Regeln und Grundsätzen. Dazu zählten vor allem Freundschaft, Kameradschaft, Eintracht und das Befolgen der festgelegten Statuten. Die gesungenen Lieder wurden in dem Liederbuch "Turgida Vela", die verfaßten Gedichte in der "Grünen Weide" veröffentlicht. Die handgeschriebene "Ordnung der Geselligen Prima" von 1886 (mit Angaben ab 1870) bis 1937 wird im Schularchiv aufbewahrt.