Schulen: Berufsbildung

Gewerbliche Fortbildungsschule

Die gewerbliche Fortbildungsschule für Gütersloh beginnt am 12. November 1898 im Saal des Evangelischen Vereinshauses an der Moltkestraße ihren Unterricht, für den nach der offiziellen Eröffnung Klassenräume der Altstadtschule genutzt werden. In drei Klassen werden zunächst 152 Schüler in den Lehrfächern Deutsch, Rechnen, Zeichnen und Freihandzeichnen unterrichtet. Sechs Stunden pro Woche stehen dafür zur Verfügung. Durch ein Ortsstatut der Stadt Gütersloh sind nun alle Lehrlinge des Handwerks zum Besuch dieser Berufsschule verpflichtet.

Mit dieser verpflichtenden außerbetrieblichen Weiterbildung neben der praktischen Ausbildung werden auch alle anderen Kapitel zur Ausbildung von Arbeitskräften des produzierenden Gewerbes endgültig zu den Akten gelegt.

1836 bis 1850 hatte es in Gütersloh eine Spinnschule gegeben. 1850 bis 1853 existierte in Gütersloh eine Webschule für Handweber und seit 1858 gab es die Näh- und Strickschule der Stiftung Barth.

Zwischenzeitlich (1855) wurde ein Unterricht der Vereinigung zur Förderung der Bildung der männlichen schulentlassenen Jugend angeboten. 1883 richtet der Gewerbeverein eine Zeichenschule für Lehrlinge ein, die jedoch ebenso wenig erhalten blieb wie die von 1889 bis 1894 betriebene Innungsschule der Handwerker.
Die Textilschulen vor der Jahrhundertmitte boten keine ernsthafte wirtschaftliche Zukunft, später gegründete Schulen erforderten die Zustimmung des Meisters und die Einsicht des Schülers in die Nützlichkeit zusätzlicher Unterrichtsstunden. Erst die Schulpflicht für die Auszubildenden änderte diese Einschätzung und die Berufsbildung wurde allmählich ernst genommen.

Die Schulpflicht wurde 1901 auf die jugendlichen gewerblichen Arbeiter ohne Ausbildungsplatz ausgedehnt und umfasste seit 1912 auch die Hilfsarbeiter.

Ab 1904 erweitert sich auch der Lehrplan der Schule, denn nun sind auch Bürger- und Rechtskunde, wissenschaftliche und rechtliche Grundlagen der Gewerbe und der Zeichenunterricht mit Lesen von Werkszeichnungen Themen des Unterrichts. Es fehlt allerdings noch eine Klassentrennung nach Ausbildungsberufen.

Erst 1915 werden Fachklassen für die Metall-, Elektro-, Bau- und Holztechnik eingerichtet. Insgesamt hat die Schule nun in 14 Klassen 253 Schüler.

Gewerbliche Fortbildungsschule an der Moltkerstraße
Gewerbliche Fortbildungsschule an der Moltkerstraße

Seit Oktober 1902 wird der Unterricht im Neubau an der Moltkestraße 4 in drei Klassenräumen und der Schulküche erteilt, außerdem stehen vier Nebenräume und ein Lehrerzimmer zur Verfügung. In einem der Nebenräume bot erstmals 1903 auch die Volksbibliothek ihre Dienste an, die sich vor allem an die jungen Leute richten sollte. Die Unterricht findet hauptsächlich am Nachmittag und Abend statt.

Seit 1898 bestand in Gütersloh die Gewerbliche Fortbildungsschule, in der Handwerker die theoretischen Grundlagen ihres Berufes erlernten.

Für die Kaufleute fehlte ein entsprechendes ausbildungsbegleitendes Schulangebot in Gütersloh. In der ersten Hälfte des Jahrhunderts hatte zwar der Lehrer Levi Bamberger von der jüdischen Schule Unterricht in kaufmännischem Rechnen, Geographie, Geschichte und Französisch erteilt, doch seit 1850 war dieser Unterricht entfallen.

Kaufmännische Fortbildungsschule

Mit der Gründung der kaufmännischen Fortbildungsschule am 10.1.1900 entstand die erste öffentliche und verpflichtende Berufsschule für kaufmännische Auszubildende in Gütersloh. Sie hatte rechtlich den gleichen Status wie die gewerbliche Berufsschule, der das neue Institut daher als rechtlich selbständige Schule angegliedert wurde.

So fand der Unterricht in den zunächst drei Stufen (Klassen) der kaufmännischen Fortbildungsschule nach einer Übergangszeit in der Altstadtschule in den 1902 fertiggestellten Räumen der Gewerblichen Fortbildungsschule (siehe oben) statt. Unterrichtet wurden Deutsch, Korrespondenz, Buchführung, Handels- und Wechsellehre, Kaufmännisches
Rechnen und Stenographie. Zum Besuch der Schule waren 1900 genau 36 Schüler verpflichtet. Bis 1911 stieg die Schülerzahl auf 85 an, weil nun auch die Auszubildenden in den soeben eingemeindeten Bauerschaften Pavenstädt, Sundern, Nordhorn und Blankenhagen der städtischen Schulpflicht unterworfen wurden.

Erst 1922 wurde die Berufsschulpflicht für die Mädchen eingeführt. Mit Beginn des Schuljahres 1922/23 entstand die erste Mädchenklasse.

Alle Lehrer der Kaufmännischen Fortbildungsschule waren einschließlich des Schulleiters und Seminarlehrers Neuschäfer übrigens nebenamtliche Unterrichtskräfte. Erst 1928 bezog die kaufmännische Fortbildungsschule an der Moltkestraße 47 ihr erstes eigenes Schulgebäude und erhielt mit Gewerbeoberlehrer Bicknese den ersten hauptberuflichen Schulleiter.