Freizeit: Gesellschaften

Eintracht

Ehrung des Gütersloher Arztes zu dessen 50. Berufsjubiläums am 13. Mai 1900 im Garten der Gesellschaft "Eintracht" in der Kirchstraße.
Ehrung des Gütersloher Arztes zu dessen 50. Berufsjubiläums am 13. Mai 1900 im Garten der Gesellschaft "Eintracht" in der Kirchstraße.

Herrengesellschaften entstanden seit 1775 in vielen Städten Westfalen. Am 5. Dezember 1839 fanden sich 33 der wichtigsten Steuerzahler zusammen, um in der noch jungen Stadt ebenfalls eine "geschlossene Gesellschaft mit eigener Oekonomie unter dem Namen’Eintracht‘ zu constituieren". Vereinszweck waren laut Statuten "Erholung durch den Genuß geselliger Vergnügungen und Förderung des Gemeinsinns durch Annäherung der Mitglieder". Mitglied konnten nur Selbständige werden, nicht selbständige Personen wie Lehrer oder Pfarrer nahm die Gesellschaft nur als zeitweilige Mitglieder auf.
Zunächst tagte die Gesellschaft in den Gasthäusern König und Rüter an der Berliner Straße, doch am 29. November 1845 konnte das neuerrichtete Gesellschaftshaus an der Kirchstraße (heute Tanzschule Stüwe-Weissenberg) bezogen werden.
Dieses Gesellschaftshaus diente von 1847 bis 1864 als Sitzungssaal für die Stadtverordneten-versammlung. Zwischen 1852 und 1860 war auch die Kreisgerichtskommission Nutzerin des Gebäudes. Auch Theateraufführungen und gesellige Veranstaltungen konnten hier Raum finden. In allererster Linie diente das Hause jedoch als Treffpunkt für die Gesellschaftsmitglieder, um bei Zeitungslektüre und Weingenuß zu diskutieren, zu entspannen und wohl auch Geschäfte zu besprechen. 1850 wird zusätzlich eine Kegelbahn errichtet.

Jagdausflug der Gesellschaft "Eintracht" am 16. Oktober 1899
Jagdausflug der Gesellschaft "Eintracht" am 16. Oktober 1899

Erholung

Die politische Entwicklung in Deutschland führte in Folge der scheiternden "Bürgerlichen Revolution" von 1848/49 zur Spaltung der Gütersloher Herrengesellschaft "Eintracht": 19 konservative Mitglieder traten zwischen 1850 und 1854 aus und gründeten schließlich eine eigene Herrengesellschaft, die "Erholung".
Auch diese Gesellschaft tagte zunächst in einer Gaststätte (Schmale). 1863 bezog auch sie ein eigenes Gesellschaftshaus, das in der Kökerstraße errichtet worden war und eine ähnliche Ausstattung wie das der Eintracht besaß.
Noch heute bekannt ist der Spottspruch der Gütersloher Bevölkerung auf die streitenden Herrschaften: "In der Eintracht gibt’s keine Eintracht und in der Erholung keine Erholung!"

Vorne rechts: Gesellschaft "Erholung" in der Kökerstraße
Vorne rechts: Gesellschaft "Erholung" in der Kökerstraße

Nach der Spaltung verblieben in der "Eintracht" 1854 noch 31 wirkliche und 22 temporäre Mitglieder. Diese galten zwar mehrheitlich als liberal gesinnt, doch die politischen Gegensätz verloren sich in den folgenden Jahren wieder, als das deutsche Parteienwesen sich bis etwa 1900 immer wieder neu gestaltete.


Schon vor 1862 begann die allmähliche Annäherung der beiden Gesellschaften und ihrer Mitglieder, wie sich aus den Mitgliederlisten über Doppel-Mitgliedschaften schließen läßt. Gegenseitige regelmäßige Besuche in den Gesellschaftshäusern sind seit 1867 nachweisbar.