Gesundheit: Ärzte

Stohlmann

Dr. Stohlmann
Dr. Stohlmann

Dr. Friedrich-Wilhelm Stohlmann (1803 – 1866) war seit 1834 in seiner Heimatstadt als praktischer Arzt tätig. Er betätigte sich auch als Wetterbeobachter und Wetterforscher. 1862 wurde Friedrich Wilhelm Stohlmann zusätzlich leitender Arzt des neuen Evangelischen Krankenhauses.

Stohlmann hatte in der Krönigschen Apotheke als Gehilfe gearbeitet, bevor er in Berlin sein Medizinstudium absolvierte. Während des Studiums bereits beschäftigte er sich mit der Wetter- und Klimaforschung, die er neben seiner ärztlichen Tätigkeit in Gütersloh weiter betrieb. Über die ärztliche Tätigkeit in der eigenen Praxis und im Krankenhaus ist vergleichsweise wenig bekannt.
An Stohlmanns Praxis, die gegenüber dem damaligen Bahnhof und der kaiserlichen Post am Ende der Kökerstraße lag, hingen deshalb deutlich sichtbar seine Messgeräte. 1861 veröffentlichte Dr. Stohlmann seine Wetterbeobachtungen bei Bertelsmann unter dem Titel "Über die klimatischen Verhältnisse Güterslohs respect. Westfalens".
Stohlmann wurde im Jahr 1882 zum Gütersloher Ehrenbürger gewählt. Der kleine Platz zwischen Kaiserstraße und Kökerstraße trägt noch heute seinen Namen.

Im Stadtmuseum zeigt eine Laufschrift die Messergebnisse aus Stohlmanns Wetterstation des Jahres 1868.
Im Stadtarchiv ist die Stohlmanns Buch als historische Wetterstudie zu studieren.

Zumwinkel

Sanitätsrat Zum Winkel
Sanitätsrat Zum Winkel

Carl Zum Winkel (1821-1913) hatte in seiner Geburtsstadt Gütersloh die Volksschule besucht und danach eine vierjährige Lehre bei einem Herforder Chirurgen, Bader und Barbier absolviert. Auf der Basis dieser Berufsausbildung arbeitete er als Heilgehilfe bei einem Wundarzt in Hamburg und besuchte dort das Anatomische Seminar. Danach fuhr er als Schiffsarzt auf Walfangschiffen.

An der Universität Greifswald holte Zum Winkel dann die Gymnasialbildung nach, die er für die handwerkliche Ausbildung zum Wundarzt nicht gebraucht hatte. Nach der Reifeprüfung studierte er Chirurgie und bestand 1850 die Preußische Staatsprüfung als Wundarzt und praktischer Arzt.
1852 ließ sich Zum Winkel als Wundarzt Erster Klasse – also mit einer Universitätsausbildung – in der Bauerschaft Sundern im Amt Gütersloh nieder. Er wirkte hier nahezu fünfzig Jahre als Hausarzt und Geburtshelfer für die Menschen in der Landgemeinde und in der Stadt Gütersloh.
Zum Winkel hatte zwar die alte Ausbildung zum Arzt erlebt, war jedoch aufgeschlossen für Hilfsmittel, die zum Ende des 19. Jahrhunderts beispielsweise die Mobilität des Arztes erleichterten. Ein Foto im Stadtmuseum Gütersloh zeigt den nahezu 80-jährigen Carl Zum Winkel in einem Automobil auf dem Wege zu Patienten
.
Wegen seiner Verdienste um die Versorgung der Bevölkerung wurde Zum Winkel zum Sanitätsrat ernannt. Heute ist zudem in der Nähe des Städtischen Krankenhauses eine Seitenstraße der Turnerstraße nach ihm benannt.

Ärztedichte

Als die wissenschaftlich fundierte Medizin um 1850 durch neue Studien- und Prüfungsordnungen vor allem in Preußen allmählich auch im Kreis Wiedenbrück zu wirken begann, kam auf je 2475 Bewohner ein Arzt (von denen es insgesamt 10 gab) oder ein Wundarzt I. oder II. Klasse (vier). Außerdem gab es im Kreis Wiedenbrück fünf Apotheken, das heißt für 6930 Bewohner eine. Zudem wirkten rund 40 Hebammen im Kreis, während 9 der Ärzte als Geburtshelfer praktizierten.

Im Lauf der folgenden Jahrzehnte entwickelte sich die Medizin ebenso wie die Bevölkerungszahl und das System der Finanzierung medizinischer Leistungen. Neben die Praktischen Ärzte traten seit etwa 1900 zunehmend Fachärzte für die wichtigsten Fachgebiete der Medizin. Außerdem wurden die Krankenhäuser zu Zentren der stationären Versorgung von Kranken und Verunglückten.

In der Stadt Gütersloh kamen auf die 7378 Einwohner im Jahr 1905 sechs praktische Ärzte, ein Wundarzt I. Klasse und ein Arzt für Homöopathie, also etwa ein Arzt auf 930 Einwohner. Sichtbar wird bereits in diesem frühen Stadium der Medizinischen Entwicklung, dass Gütersloh früh ein Zentrum der medizinischen Versorgung der Bevölkerung wurde.

Die zahlenmäßigen Verhältnisse zwischen Bevölkerung und medizinisch Tätigen sind erst für 1985 wieder in Beziehung gesetzt worden. Im Kreis Gütersloh wirkten damals 242 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, d.h. ein Arzt pro 1183 Personen. Von diesen 242 waren 117 Fachärzte für eine medizinisches Spezialfach.

Außerdem wirkten 1985 116 Zahnärzte und Zahnärztinnen im Kreis Gütersloh, d.h. auf 2468 Personen kam ein Zahnarzt. 1850 gab es im Kreis Wiedenbrück noch keinen einzigen Zahnarzt. Die Zahl der Apotheken hatte sich bis 1985 auf 72 im Kreis Gütersloh erhöht. Für die Versorgung von 3976 Personen war nun statistisch eine Apotheke zuständig.

Im Stadtmuseum Gütersloh findet man eine Karte der Gütersloher Innenstadt, auf der per Knopfdruck die Praxen und Lokale von Ärzten, Zahnärzten und Apotheken im Jahr 1988 angezeigt werden.

Im Stadtarchiv geben die Gütersloher Adressbücher einen Überblick über die Personen und Praxen. Die wesentlichen Akten zur Gütersloher Medizingeschichte sind allerdings beim Gesundheitsamt des Kreises entstanden und werden deshalb im Kreisarchiv in Wiedenbrück gelagert.