Gesundheit: Kostenträger

AOK

In Gütersloh gab es bereits von dem Gesetz zur Einführung der Krankenversicherung vom 15. Juni 1883 zwei Gesellen-Krankenkassen mit 153 Mitgliedern. Doch das neue Gesetz überforderte diese Kassen. Deshalb gab es durch das als "Wohlthat" empfundene Gesetz über die Krankenversicherung der Arbeiter eine Struktur-Reform. Am 1.12.1884 entstanden drei branchengebundene Ortskrankenkassen, die insgesamt 805 Arbeiter versicherten.

Die Allgemeine Ortskrankenkasse war Ergebnis der Sozialreformen Bismarcks, mit denen dieser die Arbeiterbewegung und ihre Forderungen bekämpfen wollte. Ihre Leistungen brachten für die damalige Zeit weitreichende Hilfen für Arbeiter und ihre Familien.
Die AOK wurde durch Gesetz zu einem von den Beitragszahlern (also den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern) selbst verwalteten Organ. In ihren Gremien wirkten vielfach Mitglieder der Arbeiterbewegung, die später einflußreiche Positionen in der Politik besetzen konnten.

AOK-Gebäude an der Roonstraße
AOK-Gebäude an der Roonstraße

Die AOK Gütersloh bezog ihr erstes eigenes Gebäude 1925 an der Ecke Hohenzollernstraße/Roonstraße.

Das Stadtarchiv bewahrt in den Verwaltungsberichten aussagekräftige Tätigkeitsberichte der AOK Gütersloh auf.

Im Stadtmuseum kann man in drei Grafiken nachvollziehen, für welche Leistungen die Kassen ihre Gelder im Rahmen der gesetzlichen Aufgaben ausgeben mußten.

BKK

Betriebskrankenkassen waren eine typische Erscheinung in der Gründungsphase des bis heute bestehenden Kassensystems nach Bismarcks Gesetz zur Einführung der Krankenversicherung vom 15.6.1883.

Die Betriebskrankenkassen der Seidenweberei Gebrüder Bartels und Bertelsmann sind bereits im Verwaltungsbericht von 1884/85 genannt. 1896 wurden als weitere Betriebskrankenkasse die der Mühlenbetriebe A & W. Niemöller sowie die beiden Innungskrankenkassen der Bäcker und die Allgemeine Handwerke-Innungskrankenkasse aufgeführt.

 

Die Mitgliederzahlen dieser Betriebskrankenkassen zwischen1888 und 1896 sind dem Städtischen Verwaltungsbericht für die Jahr e 1895/96 im Stadtarchiv Gütersloh zu entnehmen.
Weitere Betriebskrankenkassen entstanden wie die bei Miele (190 noch in Herzebrock) und bei aufstrebenden Textilunternehmen wie Niemöller & Abel bis zum Beginn des ersten Weltkrieges.
Mitgliederzahlen dieser Betriebskrankenkassen nennt der Städtische Verwaltungsbericht für 1895/96 im Stadtarchiv.

Andere Kostenträger

Kostenträger für medizinische Leistungen wurden auch in Gütersloh beispielsweise die Berufsgenossenschaften als Unfallversicherungen für die Arbeitnehmer sowie die privaten Krankenversicherungen.

Das so entstehende Versicherungswesen verdrängte die bisher übliche Praxis der privaten Zahlung von ärztlichen, medizinischen oder pharmazeutischen Leistungen. Es machte die Nutzung der medizinischen Fortschritte für viele möglich, sicherte dadurch immer mehr Ärzten ein Auskommen und ließ allmählich auch das Bewußtsein für die Kosten medizinischer Leistungen im Bewußtsein geringer werden.